Dienstag, 11. Januar 2011

Ne Runde Kitsch?

Gigantisches Konstrukt, bedrohlich und kalt.
Zehntausend Träger, stählerner Albtraum.
Malerjunge mit Farbtopf und Pinsel
Anstreichen soll er, grau solls werden.

Lange schon rosten die Stahlträger, werden irgendwann brechen.
Kleiner Maler, suche einen Ausgang aus dem Labyrinth
sonst ist dein Ende nah, oder du wirst gefangen sein
in den Trümmern dieses Wahnsinns, bis deine Flamme schließlich erlischt.

Klug ist er und aufmerksam, ahnt aus dem Vielen Neues.
Sieht zwischen den dunklen Trägern
von weitem Licht flackern, anfangs noch schwach.
Ungekannte Klänge erreichen ihn: Grillenzirpen, Vogelruf.

Sieht bald mitten hinein, geblendet von der Helligkeit.
Betritt wundersames Grünweich, betört von mildem Sommerwind.
Dreht sich um, erkennt die Umrisse eines Gebildes,
dessen Inneres er für die Welt hielt.

Streift erst unsicher umher, liebkost von Duft und Schwarm.
Verspürt noch Angst und Schrecken, doch nicht mehr eisige Kälte:
Sonnenstrahlen wärmen nun. Wundert sich, keiner da außer ihm.
Sieht den Quell seiner Angst auf ewig versiegen.

Heiter geht er, das Herz ein extatischer Liebesklumpen,
über die Blumenwiese ohne Anfang und Ende.

Wir mit unseren albernen Rollen

Ein schicker Dandy, ein immerpositivdenkender Hippie, ein erfolgsgeiles Kleidermodel, ein gestriegelter Businessman, ein ignoranter Materialist, ein alleskritisierender Weltverbesserer, ein besoffener Kneipenhocker, ein dumpfbackiger Neonazi, ein herumpöbelnder Punk, ein alternativdenkender Öko-Fanatiker, ein wilder Biker, ein lustig-lockerer Retro, ein verstörender Emo, eine modesüchtige Stöckelschuh-Madamm, ein dauerbreiter Herumhänger, ein stetsgutgelaunter Weltenbummler, ein immerlächelnder Religionsanhänger, ein besserwissender Studienabgänger.




Auf dass ihm einer abgehe.

Trends und Moden. Übernommene Gesten, Meinungen, Redensarten und Verhaltensweisen. Klischees, Schubladen, Spielregeln. Groteske Stereotypen, immer die gleiche Leier. Wir denken, wir seien das.

Aber spiel ruhig mit, versuche dich in allem, lass dich von dieser Maskeradenwelt verschlingen. Sie kaut uns so oft durch bis nur noch unser Wesenskern übrig bleibt, dann kotzt sie uns raus weil der unverdaulich ist. Dann sind wir uninteressant, so ganz ohne Fruchtfleisch. Ausgelutscht. Das Spiel der Äußerlichkeiten reißt uns immer weniger mit, das ruft Einsamkeit hervor. Hier und da trifft man sich unter nackten Kernen, auf dem Boden, das bunte Treiben der Früchte betrachtend. Manchmal weicht warmer Regen den Boden auf und lässt die Grenze verschwimmen. Einige nutzen das: lassen alles los, gehen ein in die fruchtbare Erde, allein. Ihr Innerstes wächst nach außen…